Andachten von Himmelfahrt bis Pfingsten 2020

 

Andachten von Himmelfahrt bis Pfingsten 2020

zu Hause alleine oder in der Familie oder als Hausgemeinde, aber verbunden mit der ganzen Gemeinde als Ganzes gelesen oder als „Steinbruch“ zu verwenden

Komm zur Ruhe und zünde eine Kerze an! Genieße ein Musikstück, etwas, was Dir gefällt, es kann auch länger als nur drei Minuten dauern….oder hol Deine alte Flöte, Mundharmonika, Gitarre etc. und spiel eine Melodie, die Dir einfällt, und gib nicht gleich auf….

Suchet der Stadt Bestes und betet für sie!

HIMMELFAHRT
Beginn: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Unsere Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der seinen Bund und seine Treue hält und der uns nicht aufgibt. Gott, der Herr ist mit uns! Gott, öffne mich, dass die Töne in mir anfangen zu schwingen, hoch oder tief, laut oder leise. Alles, was in mir ist, darf sein. Hilf mir, wahrzunehmen, wie es um mich steht. Und öffne mich für deine Wirklichkeit, für deine Liebe und für deine Kraft. Amen

Lied: 501 Wie lieblich ist der Maien (gesungen oder gesprochen)

1. Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.

2. Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß; drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß‘.

3. Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich’s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein, die größte Lust zu haben allein an deinem Wort, das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Pfort.

Psalmgebet nach Psalm 47

Halleluja! Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Schlagt froh in die Hände, alle Völker, und jauchzet Gott mit fröhlichem Schall!

Denn der HERR, der Allerhöchste, ist heilig, er ist ein großer König über die ganze Erde. Gott fährt auf unter Jauchzen, der HERR beim Hall der Posaune. Lobsingt, lobsingt Gott! Lobsingt, lobsingt unserem König! Denn Gott ist König über die ganze Erde; lobsingt ihm mit Psalmen! Gott ist König über alle Völker, Gott sitzt auf seinem heiligen Thron. Die Fürsten der Völker sind versammelt als Volk des Gottes Abrahams. Gott gehören die Starken auf Erden; er ist hoch erhaben. Halleluja! Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Halleluja! Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Amen

Klagegebet:

Herr Jesus Christus, du hast für uns den Himmel aufgetan, damit deine Herrlichkeit für uns und unter uns auch in mühsamen Tagen sichtbar werden kann. Aber wir sind mit unseren Blicken und Gedanken oft gefesselt an das, was uns das Leben gerade schwierig macht. Wir klagen über all das, was wir nicht dürfen und nicht können und verlieren all die Möglichkeiten aus dem Blick, die uns bleiben. Wir können das neue Leben, dass du uns anbietest, kaum wahrnehmen und meist auch nicht annehmen. Darum Herr, lass deinen Himmel unter uns ganz neu aufgehen. Amen

Liedvers: 562 Der Himmel geht über allen auf (gesungen oder gesprochen) Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf. Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.

Lobgebet:

Herr, du lässt uns erleben, wie sich der Himmel öffnet. Vielleicht stand er ja auch schon immer für uns offen und wir haben es nur nicht wahrgenommen oder nicht wahrnehmen wollen. Deinen offenen Himmel bemerken wir nicht immer, aber wenn wir ihn wahrnehmen, dann wird Zukunft möglich, dann können wir neu aufbrechen, dann brauchen wir nicht mehr hoffnungslos zu sein. Darum Herr: öffne uns deinen Himmel ganz neu. Amen.

Liedvers: 562 Der Himmel geht über allen auf (gesungen oder gesprochen) Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf. Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf.

Lesung aus Apostelgeschichte 1

Als Jesus wieder einmal bei den Jüngern war und mit ihnen aß, schärfte er ihnen ein: »Bleibt in Jerusalem und wartet auf den Geist, den mein Vater euch versprochen hat. Ich habe euch sein Kommen angekündigt, als ich euch sagte: ‚Johannes hat mit Wasser getauft, aber ihr werdet schon bald mit dem Geist Gottes getauft werden.’« Und die Jünger fragten Jesus: »Herr, wirst du dann die Herrschaft Gottes in Israel wieder aufrichten?« Jesus antwortete: »Mein Vater hat festgelegt, welche Zeiten bis dahin noch verstreichen müssen und wann es so weit ist. Ihr braucht das nicht zu wissen. Aber ihr werdet mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, und dieser Geist wird euch die Kraft geben, überall als meine Zeugen aufzutreten: in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Welt.« Während er das sagte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Eine Wolke nahm ihn auf, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnten. Als sie noch wie gebannt nach oben starrten und hinter ihm hersahen, standen plötzlich zwei weiß gekleidete Männer neben ihnen. »Ihr Männer von Galliläa«, sagten sie, »was steht ihr hier und schaut nach oben? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt weggehen sehen!« Darauf kehrten sie vom Ölberg nach Jerusalem zurück. Dort gingen sie in das Obergemach des Hauses, wo sie von nun an beisammenblieben. Wort des lebendigen Gottes Amen.

Lied: 564 Komm, Heilger Geist (gesungen oder gesprochen)

Kehrvers: Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.

1. Wie das Feuer sich verbreitet und die Dunkelheit erhellt, so soll uns dein Geist ergreifen, umgestalten unsre Welt. Kehrvers

2. Wie der Sturm so unaufhaltsam, dring in unser Leben ein. Nur wenn wir uns nicht verschließen, können wir deine Kirche sein. Kehrvers

3. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt. Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt. Kehrvers

Gedanken zum Tag

„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und glotzt?“ Herrlich diese Frage, die die beiden Engel den Aposten stellen, die Christus nachschauen, der in den Himmel auffährt. „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und glotzt?“ Und am liebsten möchte ich ergänzen: Habt ihr nichts zu tun? „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und glotzt?“ Wahrscheinlich ist das ganz natürlich, dass sie Jesus nachschauen. So was sieht man schließlich nicht alle Tage. Und ganz bestimmt liegt in den Blicken der Apostel auch etwas Wehmut und Schmerz über den Abschied von ihrem Herrn. Wie wird es weitergehen, ohne IHN an der Seite zu haben? Solche Fragen können lähmen, den Blick verengen. Es war doch gerade erst Karfreitag gewesen und Jesus war weg, aber nun war er ja wieder da und nun doch wieder weg. Wer soll das aushalten? „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und glotzt?“ Diese Frage der Engel ruft die Jünger geradezu zu einem Perspektivenwechsel. Die Frage soll nicht mehr sein, was fehlt euch, sondern die Frage muss sein: Wie können wir die Welt mit neuen Augen ansehen und dabei erkennen, was wir für Möglichkeiten haben. Also nicht mehr danach suchen was fehlt, sondern danach, was geht! Die Himmelfahrt Jesu hilft uns, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Und gerade das braucht es in diesen Tagen: Viele starren dahin, wo sie vermuten, dass alles besser wird. Die Lockerungen im Fußball, in den Gaststätten und ja auch bei den Gottesdiensten. Wir schauen zurück und viele erzählen, wie schön es wäre, wenn wieder alles wie vorher wäre. Und was sagt Jesus? „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und glotzt?“ Also um es für uns zu übersetzen: „Ihr Männer und Frauen von Gera – was glotzt ihr auf das, was war?“ Und damit lädt Jesus uns dazu ein, einen Blickwechsel zu wagen und auf das zu schauen, was uns vor den Füßen liegt. Nicht darauf zu warten, dass alles wieder wird wie es war, sondern damit zu rechnen, dass auch etwas Neues beginnen kann. Vielleicht ganz anders als vorgestellt – aber dazu gibt es ja dann in 10 Tagen Pfingsten! Amen.

Lied: Geh aus mein Herz (gesungen oder gesprochen

1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.

8. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.

13. Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe, viel Glaubensfrüchte ziehe.

14. Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben, und Pflanze möge bleiben.

15. Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen, so will ich dir und deiner Ehr allein und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen, hier und dort ewig dienen.

Gebet:

Herr, du, großer Gott, du bist der Gott der Erde, der Herr unserer Welt und der Herr unserer Zeit. Ich höre das wohl, ich singe dein Lob und zweifle doch viel zu oft daran. So wenig ist zu sehen von deiner Herrschaft, so wenig ist zu spüren von deiner Herrlichkeit, Im Grau dieser Tage fällt es uns so schwer, das Bunte zu entdecken. Hier singe ich dein Lob, anderswo schreien die Menschen ihren Schmerz heraus. Hier preise ich deine Größe, anderswo gehen die Leute zugrunde. Tu deinen Himmel auf, mein Gott, und tu mir die Augen auf, gib mir das Vertrauen, das mich glauben lässt, auch wenn ich nichts sehe. Amen.

Vaterunser
Segen Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden. Amen

Lied: 572 Herr, wir bitten: Komm und segne uns (gesungen oder gesprochen)

Refrain: Herr, wir bitten: Komm und segne uns; lege auf uns deinen Frieden. Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft.

1. In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, deine Freude auszubreiten. In der Traurigkeit, mitten in dem Leid, lass uns deine Boten sein. Refrain

2. In die Schuld der Welt hast du uns gestellt, um vergebend zu ertragen, dass man uns verlacht, uns zu Feinden macht, dich und deine Kraft verneint. Refrain

3. In den Streit der Welt hast du uns gestellt, deinen Frieden zu verkünden, der nur dort beginnt, wo man, wie ein Kind, deinem Wort Vertrauen schenkt. Refrain

4. In das Leid der Welt hast du uns gestellt, deine Liebe zu bezeugen. Lass uns Gutes tun und nicht eher ruhn, bis wir dich im Lichte sehn. Refrain

5. Nach der Not der Welt / die uns heute quält, / willst du deine Erde gründen, / wo Gerechtigkeit / und nicht mehr das Leid / deine Jünger prägen wird. Refrain

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Exaudi

Beginn: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Unsere Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der seinen Bund und seine Treue hält und der uns nicht aufgibt. Gott, der Herr ist mit uns! Gott, öffne mich, dass die Töne in mir anfangen zu schwingen, hoch oder tief, laut oder leise. Alles, was in mir ist, darf sein. Hilf mir, wahrzunehmen, wie es um mich steht. Und öffne mich für deine Wirklichkeit, für deine Liebe und für deine Kraft. Amen

Lied: 599 Kommt herbei, singt dem Herrn (gesungen oder gesprochen)

1. Kommt herbei, singt dem Herrn, ruft ihm zu, der uns befreit. Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied. Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied.

2. Er ist Gott, Gott für uns, er allein ist letzter Halt. Überall ist er und nirgends, Höhen, Tiefen, sie sind sein. Überall ist er und nirgends, Höhen, Tiefen, sie sind sein.

3. Ja, er heißt: Gott für uns; wir die Menschen, die er liebt. Darum können wir ihm folgen, können wir sein Wort verstehn. Darum können wir ihm folgen, können wir sein Wort verstehn.

4. Wir sind taub, wir sind stumm, wollen eigne Wege gehn. Wir erfinden neue Götter und vertrauen ihnen blind. Wir erfinden neue Götter und vertrauen ihnen blind.

6. Menschen, kommt, singt dem Herrn, ruft ihm zu, der uns befreit. Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied. Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied.

Psalmgebet nach Psalm 27

Halleluja! HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! Halleluja! Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang, um seine schönen Gottesdienste zu feiern und sein Haus zu betrachten. Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen. Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht! Tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil! Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf. Ich glaube aber doch, dass ich die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen sehen werde. Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn! Halleluja! HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! Halleluja! Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Halleluja! HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! Halleluja! Amen

Alttestamentliche Lesung aus Jeremia 31:

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Halleluja! – Amen

Liedvers: 134 Komm o Komm du Geist des Lebens (gesungen oder gesprochen)

1. Komm, o komm, du Geist des Lebens, wahrer Gott von Ewigkeit, deine Kraft sei nicht vergebens, sie erfüll uns jederzeit; so wird Geist und Licht und Schein in dem dunklen Herzen sein.

2. Gib in unser Herz und Sinnen Weisheit, Rat, Verstand und Zucht, dass wir anders nichts beginnen als nur, was dein Wille sucht; dein Erkenntnis werde groß und mach uns von Irrtum los.

3. Lass uns stets dein Zeugnis fühlen, dass wir Gottes Kinder sind, die auf ihn alleine zielen, wenn sich Not und Drangsal find’t, denn des Vaters liebe Rut ist uns allewege gut.

5. Wird uns auch nach Troste bange, dass das Herz oft rufen muss: »Ach mein Gott, mein Gott, wie lange?« o so mache den Beschluss; sprich der Seele tröstlich zu und gib Mut, Geduld und Ruh.

Evangelium aus Johannes 16

Jesus spricht zu seinen Jüngern: Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird’s von dem Meinen nehmen und euch verkündigen. Wort des lebendigen Gottes Amen.

Liedvers: 134 Komm o Komm du Geist des Lebens (gesungen oder gesprochen)

6. O du Geist der Kraft und Stärke, du gewisser, neuer Geist, fördre in uns deine Werke, wenn des Satans Macht sich weist; wappne uns in diesem Krieg und erhalt in uns den Sieg.

7. Herr, bewahr auch unsern Glauben, dass kein Teufel, Tod noch Spott uns denselben möge rauben. Du bist unser Schutz und Gott; sagt das Fleisch gleich immer Nein, lass dein Wort gewisser sein.

Gedanken zum Tag

Auf was kann man sich verlassen – Was hat eigentlich noch Bestand in dieser Welt? – Also, gibt es irgendetwas in Ihrem – in unserem Leben, wovon wir mit 100% Sicherheit sagen können: Ja, das bleibt, ja das gilt – ja das geht nicht verloren!? Auf was kann man sich verlasssen? – politische Konstellationen sind schon lange nicht mehr stabil – bis vor Kurzem war Amerika noch eine verlässliche Größe, heute weiß man nicht, was der Herr Trump als nächstes twittert und womit er die Welt als nächstes in Brand setzt – Geschäfte und Gaststätten haben auf oder auch nicht – welche Corona-Regel wo gilt – da haben wir längst den Überblick verloren – auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes kann man sich auch nicht mehr verlassen. – selbst das Ja-Wort vor dem Traualtar reicht oft nicht weit – wie lange es unsere Kirche noch so gibt, wie wir sie heute kennen, weiß auch keiner zu sagen – …. Natürlich stellt sich da die Frage: Was hat eigentlich Bestand …? – Auf was kann ich mich denn überhaupt noch verlassen? Und diese Frage ist weder neu noch modern – auch wenn uns das vielleicht so vorkommt – diese Frage hat sich auch schon der Prophet Jeremia gestellt und er wird bei seinen Überlegungen vor 2500 Jahren zu einem ganz ähnlich ernüchternden Ergebnis gekommen sein, wie wir heute. Vielleicht erging es ihm sogar noch schlimmer als uns: Jeremia musste zusehen, wie sein Volk – also das Volk Israel – den Bund mit Gott einfach so vergessen hat. Für Jeremia war das eine fürchterliche Situation. Denn er wusste ganz genau, dass Gott der einzige ist, der die drohende Katastrophe: die militärische Vernichtung des Staates Israel, noch verhindern kann. Er wusste nur zu gut, dass dem Volk die Gefangenschaft im Exil droht, wenn sich das Volk nicht wieder Gott zuwendet. Aber das Volk will eben nicht einsehen, dass man sich manchmal an Regeln halten muss, wenn Gefahr droht. Ja, der Jeremia war Kummer gewöhnt. Er schaute auf sein Volk, das den Draht zu Gott verloren hatte, das nicht hören wollte, auch oder schon gar nicht auf seine Warnungen. Irgendwelche Leute die warnen – irgendwelche Spaßverderber gibt es ja immer. Jeremia kommt gegen diese Wand aus Ignoranz und Gleichgültigkeit, Hochmut und Überheblichkeit nicht an. Diesem Volk ist einfach nicht zu helfen … Und so manches daran kommt mir da durchaus bekannt vor – so manches erinnert mich sehr fatal an unseren Alltag. Logische Frage: Ist uns noch zu helfen – oder sind wir schon aufgegeben? Und dann spüre ich tief in mir: wir sind so wenig aufgegeben wie das Volk Israel. Gott lässt sich nicht einfach so beiseiteschieben. Vor allem dann nicht, wenn es um etwas geht, was ihm wichtig ist – was er liebt. Und wie sehr er sein Volk liebt, das erleben wir ja in seinem Kommen in Jesus Christus. Und um Gott wirklich loszuwerden, braucht es mehr als ein paar hundert Jahre Beziehungskrise. Er lässt sich immer wieder etwas einfallen. In unserem Predigttext haben wir gehört: Gott schließt einen neuen Bund! Das mag auf den ersten Blick nicht besonders phantasievoll sein – das machen Menschen regelmäßig – , aber dieses Mal ist es schon etwas anderes. Gott schreibt das, was uns an ihm festhalten soll, also: Glaube, Liebe, Hoffnung, nicht mehr auf zwei steinerne Tafeln, sondern mitten in das Herz und den Geist der Menschen hinein. Und von dort ist es nicht mehr wegzudenken, es ist und ich hoffe es bleibt ein Bestandteil unserer Existenz. Jesus hat das später so formuliert: „Bleibt in mir und ich in euch.“ Jeremia formuliert es so ähnlich: „Sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein“.

Und wir können davon ausgehen, dass das so bleibt, weil es Gott selbst gesagt hat. Ich fürchte und hoffe, dass Jeremias Worte auch weiter eine Verheißung sind. Ich hoffe, dass sie tatsächlich irgendwann Realität werden, aber fest steht für mich erst einmal – sie sind es noch nicht. Aber trotzdem brauchen wir, denke ich, nicht enttäuscht zu sein. Denn in dieser Verheißung liegt doch eine gewaltige Zusage. Egal, was kommt: Gott hält an uns fest. Das bleibt. Das hat Bestand. Darauf können wir uns verlassen. Und wir wären dumm, es nicht zu tun. Amen.

Lied: 317 Lobe den Herren (gesungen oder gesprochen)

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

4. Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

5. Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen. Lob ihn mit allen, die seine Verheißung bekamen. Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht. Lob ihn in Ewigkeit. Amen.

Gebet:

Herr, unser Gott, du verbindest uns Menschen. In Angst und Unsicherheit kommen wir uns nah. Plötzlich sind wir Nächste, die wir es gestern noch nicht waren. Wir teilen Fragen und Sorgen, Nicht-Wissen und doch Ahnen, was da kommen kann. Die einen mögen bewahrt bleiben. Andere werden um ihr Leben kämpfen. Gelassen oder auch voller Sorgen könnte unser Alltag werden. Wir bitten dich für alle Kranken und für die, die es werden. Wir bitten dich für alle, die Angst haben. Wir bitten dich für alle Ärztinnen und Pflegenden. Wir bitten dich für die, die in diesen Tagen um ihre Existenz bangen. Wir bitten dich, dass du uns alle bewahrst in diesen schweren Zeiten. Sei du der, der uns eint und uns füreinander immer wieder beten lässt. Verbinde uns Menschen immer wieder neu mit dir und untereinander. Amen.

Vaterunser

Segen

Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden. Amen

Lied: 170 Komm, Herr, segne uns (gesungen oder gesprochen)

1. Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen. Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

2. Keiner kann allein Segen sich bewahren. Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen. Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

3. Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen – die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

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Pfingsten

Beginn: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Unsere Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der seinen Bund und seine Treue hält und der uns nicht aufgibt. Gott, der Herr ist mit uns! Gott, öffne mich, dass die Töne in mir anfangen zu schwingen, hoch oder tief, laut oder leise. Alles, was in mir ist, darf sein. Hilf mir, wahrzunehmen, wie es um mich steht. Und öffne mich für deine Wirklichkeit, für deine Liebe und für deine Kraft. Amen

Liedvers: 134 Komm o Komm du Geist des Lebens (gesungen oder gesprochen)

1. Komm, o komm, du Geist des Lebens, wahrer Gott von Ewigkeit, deine Kraft sei nicht vergebens, sie erfüll uns jederzeit; so wird Geist und Licht und Schein in dem dunklen Herzen sein.

2. Gib in unser Herz und Sinnen Weisheit, Rat, Verstand und Zucht, dass wir anders nichts beginnen als nur, was dein Wille sucht; dein Erkenntnis werde groß und mach uns von Irrtum los.

3. Lass uns stets dein Zeugnis fühlen, dass wir Gottes Kinder sind, die auf ihn alleine zielen, wenn sich Not und Drangsal find’t, denn des Vaters liebe Rut ist uns allewege gut.

Psalmgebet nach Psalm 118

Gott, Du Heiliger Geist. Riesengroß wird unsere Freude sein über den Tag, den du machst. Denn geistverlassen und leer sind die Tage, die wir mit nichtigen Plänen füllen. Riesengroß wird unsere Freude sein, wenn du wie ein Blitz oder sanft unsere trüben Tage erleuchtest. Denn geschäftig und geistlos gehen wir oft an den sichtbaren Zeichen der Hoffnung vorbei. Riesengroß wird unsere Freude sein, wenn du wieder mit deinem Brausen das alte Haus der Kirche besuchst und uns mit neuer Sprache begabst und unsere kalten Herzen entzündest wie Fackeln am Abend. Komm, Heiliger Geist, unverhoffter Schöpfer. Schenke uns Phantasie für die Menschen. Hilf uns, deine Schöpfung vor unserer Habgier zu schützen . Komm und feiere mit uns das Fest deiner Ankunft unter uns! Lass uns Lieder der Freude singen. Lass uns Lieder Deiner Liebe singen. Komm und feiere mit uns! Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen

Epistel aus Apostelgeschichte 2

Als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Halleluja!

Lied: 564 Komm, Heilger Geist (gesungen oder gesprochen)

Refrain: Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. 1. Wie das Feuer sich verbreitet und die Dunkelheit erhellt, so soll uns dein Geist ergreifen, umgestalten unsre Welt. Refrain

2. Wie der Sturm so unaufhaltsam, dring in unser Leben ein. Nur wenn wir uns nicht verschließen, können wir deine Kirche sein. Refrain

3. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt. Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt. Refrain

Evangelium aus Johannes 14

Jesus spricht: Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe und ihr sollt auch leben. An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. Spricht zu ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was bedeutet es, dass du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Lied: 614 Von Gott kommt diese Kunde (gesungen oder gesprochen)

1. Von Gott kommt diese Kunde: mein Leben ist ein Fest, das mich in jeder Stunde mein Leben feiern lässt. Als hohes Unterpfand aus Gottes Schöpferhand, die mich in dieser Welt begleitet, trägt und hält.

2. Gott gibt mir meinen Namen; er sagt mir, wer ich bin. Er steckt den Lebensrahmen und gibt dem Leben Sinn. Mein Kummer und mein Glück, mein Alltag, mein Geschick sind mitten in der Zeit ein Stück der Ewigkeit.

3. Die Freiheit, neu zu leben, geborgen und geliebt, hast du mir, Herr, gegeben, wie nur der Schöpfer gibt. Verleih mir nun die Kraft, die liebend weiterschafft; lass mich ein Werkzeug sein, setz mich zum Zeichen ein.

Gedanken zum Tag

In den letzten Tagen musste ich immer mal wieder an einen Vergleich denken, der von einem jüdischen Gelehrten stammen soll. Von dem ist überliefert, dass er gesagt hat: Ein Mensch trägt ein Leben lang ein Gewand mit zwei Taschen. Wenn er in die eine Tasche greift, dann findet er dort einen Zettel, auf dem steht: „Ich bin Staub vom Staub“. Aber auf dem Zettel, der in der anderen Tasche steckt liest er: „Für mich ist die Welt erschaffen!“ Und je nachdem, welchen Zettel man aus der Tasche zieht, verändert sich der Blick auf die Welt, der Blick auf sich selbst und der Blick auf das eigene Leben. Mit dem Blick auf den einen Zettel wird das Leben klein, zerbrechlich, perspektivlos und auch ein Stück hoffnungslos. Aber wenn man in die andere Tasche greift, dann öffnet sich der Himmel. Und zumindest ich habe so das Gefühl, dass wir ganz dringend einen Blick auf den Zettel erhaschen sollten, auf dem steht, dass diese Welt für uns erschaffen ist. Ich behaupte mal, in diesen Tagen tut uns das gut, ganz besonders denen, deren Welt ziemlich klein geworden ist, weil sie die Wohnung kaum noch verlassen können. Mit den Texten des Pfingstfestes tun wir meiner Meinung nach genau das: Jesus fordert uns auf: Greif in die Tasche des weiten Horizonts! Die Jünger wollen einfach nur begreifen, was es mit dem heiligen Geist auf sich hat, den Jesus ihnen versprochen hat. Und Jesus macht ihnen deutlich, dass sich dieser heilige Geist eben nicht definieren, nicht greifen und auch nicht festhalten lässt, sondern dass dieser Geist in unserer Liebe untereinander und zu Gott erfahrbar wird. Also um im Bild zu bleiben: Heute, an Pfingsten, ist der Griff in die Tasche mit dem reichen Schatz der Worte Jesu an der Reihe. Und ich hoffe mal, dass auch jeder einzelne von uns noch seine ganz eigenen Zettel und seine ganz eigenen Bibelworte mitbringt. Für viele von uns sind das wahrscheinlich Worte, die Jesus selber gesagt hat. Und der Auftrag, den wir heute ganz deutlich zu hören bekommen lautet: Beachtet diese Worte – haltet sie fest, damit sie uns nicht verloren gehen. Verliert sie nicht aus eurem Leben – auch dann nicht, wenn euch Schweres begegnet, auch dann nicht, wenn ihr nicht weiter wisst. Genau das meint Jesus, wenn er sagt: haltet meine Worte. Ja, der Mensch hat stets zwei Taschen: In der einen trägt er die Aussage: „Ich bin Staub vom Staub“, und in der anderen: „Für mich ist die Welt erschaffen!“ Was finden wir eigentlich in der Tasche mit dem Staub? In diesen Tagen wohl vor allem Einsamkeit und vielleicht auch ein Stück Sorgen um das, was kommt. Aber auch sonst ist diese Tasche ja nicht leer: da stecken die Verluste lieber Menschen drin und so manche Enttäuschung und so manche Sprachlosigkeit und Hoffnungslosigkeit des Lebens und darüber hinaus. In dieser Tasche finden wir eben auch das hoffnungslose Warten, dass Stillsitzen und das Nicht-mehr-weiter-wissen, Nicht-mehrweiter-können und Nicht-mehr-weiter-wollen. Und Pfingsten – ist genau das Gegenteil. Da springen Menschen auf. Da brechen Menschen neu auf. An Pfingsten öffnet sich der Himmel auch über denen, die gerade keinen Himmel mehr sehen können. Und das heißt ja dann, dass wir eigentlich die eine Tasche unseres Gewandes zunähen könnten. Es stimmt zwar immer noch, dass wir von Staub genommen sind, aber mit Pfingsten kommt die Wahrheit der Gegenwart Gottes mitten in unser Leben. Wir brauchen nicht mehr zu warten! Pfingsten heißt, dass das Warten vorbei ist. Pfingsten heißt, dass wir leben! Weil die Kraft Gottes uns begegnet und uns den Himmel öffnet. Weil die Kraft Gottes uns begegnet und uns in Bewegung bringt. Weil die Kraft Gottes uns begegnet und uns zu einem Leben aus der Liebe anstößt. Also lassen wir uns anstoßen an diesem Geburtstag der Kirche – weil wir sicher sein dürfen, dass die Tasche mit dem Zettel, der uns erinnert, dass wir in dieser Welt vergänglich sind, nicht die einzige Tasche ist. Sondern dass wir einen zweiten Zettel haben, auf dem steht: Für mich ist die Welt erschaffen oder um es mit den Worten Jesu zu sagen: Ich lebe und ihr sollt auch leben. Lassen wir uns an diesem Pfingstfest ganz bewusst zum Leben aus Gottes Hand einladen. Lassen wir uns erinnern, was Jesus Christus uns gesagt hat. Er begegnet uns mit seiner Liebe – jeden Tag. Amen

Lied: 136 O komm, du Geist der Wahrheit (gesungen oder gesprochen)

1. O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.

2. O du, den unser größter Regent uns zugesagt: komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.

7. Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn. O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, dass wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Gebet:

Herr unser Gott, voller Dank kommen wir heute zu dir, dass du uns ganz neu anstoßen willst zu einem Leben an deiner Hand. Dein Geist, Herr, befreie uns zur Wahrheit, dass wir die Augen vor all dem nicht verschließen, was deinem Evangelium widerspricht. Dein Geist, Herr, befreie uns zum Glauben, dass wir in unserem Reden und Handeln von dir Zeugnis geben. Dein Geist, Herr, befreie uns zur Barmherzigkeit, dass wir uns dort nicht verweigern, wo wir zu helfen imstande sind. Dein Geist, Herr, befreie uns zur Versöhnung, dass wir denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind und selbst Vergebung erfahren und annehmen können. Dein Geist, Herr, befreie uns zur Gerechtigkeit, dass wir Unrecht aufdecken und Recht bewahren. Dein Geist, Herr, befreie uns zum Leben, dass wir im Tod nicht das Ende, sondern deinen neuen Anfang mit uns erkennen. Dein Geist, Herr, befreie uns zum Vertrauen und zur Zuversicht, dass du uns an der Hand nimmst und begleitest.

Vaterunser & Segen

Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden. Amen

Lied: Ströme des lebendigen Wassers (gesungen oder gesprochen) (Zum Anhören bei YouTube: https://www. youtube.com/watch?v=224HT4zNEBU)

O Herr, gieße Ströme des lebendigen Wassers aus, o Herr, über uns! O Herr, gieße neu die Kraft des Heiligen Geistes aus, o Herr, über uns! Sieh unser dürres Land, hör unser Schrei’n! Nur Deine starke Hand kann uns befrei’n. Lass Wasser fließen, Herr, von Deinem Thron! Gieß aus in unser Land den Lebensstrom.