Andacht zum 4.Sonntag nach Trinitatis

Andacht
zum 4. Sonntag nach Trinitatis 2020
Lass dich nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwinde das Böse mit Gutem

zu Hause alleine oder in der Familie oder als Hausgemeinde,
aber verbunden mit der ganzen Gemeinde
als Ganzes gelesen oder als „Steinbruch“ zu verwenden
Komm zur Ruhe und zünde eine Kerze an!
Genieße ein Musikstück, etwas, was Dir gefällt,
es kann auch länger als nur drei Minuten dauern….
oder hol Deine alte Flöte, Mundharmonika, Gitarre etc.
und spiel eine Melodie, die Dir einfällt, und gib nicht gleich auf….
Suchet der Stadt Bestes
und betet für sie!

Beginn:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
Unsere Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat,
der seinen Bund und seine Treue hält und der uns nicht aufgibt.
Gott, der Herr ist mit uns!
Gott, öffne mich, dass die Töne in mir anfangen zu schwingen,
hoch oder tief, laut oder leise. Alles, was in mir ist, darf sein.
Hilf mir, wahrzunehmen, wie es um mich steht. Und öffne mich für
deine Wirklichkeit, für deine Liebe und für deine Kraft.
Amen
Lied: 592 Du schenkst uns Zeit (gesungen oder gesprochen)
1. Du schenkst uns Zeit, einander zu begegnen, dass wir uns lieben
und einander segnen.
Refrain: Herr, lass uns stille werden, dass wir sehn: Du willst zu aller
Zeit mit uns durchs Leben gehn.
2. Du schenkst uns Zeit und in ihr frohe Stunden, in denen wir der
Erden Glück empfunden. Refrain
3. Du schenkst uns Zeit und in ihr auch das Leiden, doch willst du
bei uns sein und uns begleiten. Refrain
4. Du schenkst uns Zeit, einander zu vergeben, wie du uns selbst
vergibst, damit wir leben. Refrain
5. Du schenkst uns Zeit, damit wir uns besinnen, und, wenn es nötig,
Neues auch beginnen. Refrain
6. Du schenkst uns Zeit! Wir wollen sie gestalten, als dein Geschenk
in unsern Händen halten. Refrain

Psalmgebet nach Psalm 42
Herr, ich will deinen Namen meinen Geschwistern kundtun und
dich in der Gemeinde rühmen.
Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine
Seele, Gott, zu dir.
Meine Seele dürstet nach dir, dem lebendigen Gott.
Wann werde ich dahin kommen, dass ich dein Angesicht sehen
darf?
Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich
zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
Daran will ich denken und dir mein Herz ausschütten:
Ich will mich erinnern, wie ich zum Haus Gottes gezogen bin.
Ich will mich erinnern, wie wir dort gesungen und gedankt haben mit all denen, die da feiern.
Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken.
Er ist meines Angesichts Hilfe und mein Gott.
Herr, ich will deinen Namen meinen Geschwistern kundtun und
dich in der Gemeinde rühmen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Herr, ich will deinen Namen meinen Geschwistern kundtun und
dich in der Gemeinde rühmen.

Lesung aus Römer 12 (Predigttext):
Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben,
sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben:
»Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn,gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen
auf sein Haupt sammeln«. Lass dich nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Amen

Lied: 428 Komm in unsre stolze Welt (gesungen oder gesprochen)
1. Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben. Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.
2. Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache, dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache. Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern
muss.
3. Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte,
dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte für den
Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.

Lesung aus Lukas 6
Jesus predigt:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet
nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet
ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird
euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließen-
des Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß,
mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen. Er sagte ihnen
aber auch ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den
Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der
Jünger steht nicht über dem Meister; wenn er vollkommen ist, so ist
er wie sein Meister. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will
den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den
Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus
deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
Wort des lebendigen Gottes Amen.

Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des
Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen
Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren
von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt,
gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am
dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;                                                                                  er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort
wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube
an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft
der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und
das ewige Leben. Amen.

Liedvers: 428 Komm in unsre stolze Welt (gesungen oder gesprochen)
5. Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle,                                                                                die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.

Gedanken zum Tag
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!
Na prima—das ist vor neun Jahren die Jahreslosung gewesen und
schon da hat es uns der Apostel Paulus nicht unbedingt leicht mit
dieser Aufforderung gemacht.
Seit dieser Zeit habe ich auch die Karikatur in meinem Computer,
die vorn drauf auf dem Liedblatt ist, die mich immer wieder neu be-
geistert!
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!
Und in diesen spannenden Tagen höre ich diese Worte noch einmal
ganz neu und ganz anders.
Und sofort ist das Böse in der Welt präsent:
 In Amerika ist der Prozess gegen James DeAngelo angelaufen, den Expolizisten, der als realer Hannibal Lecter vergewaltigend und mordend zwischen 1975 und 1986 durch Amerika
gezogen ist. Mindestens 1 Frauen sind ihm zum Opfer gefallen.
 In Ellwangen ist der Prozess gegen den jungen Mann angelaufen,                                                                                     der Vater, Mutter, Geschwister, Onkel und Tante in einem
Erbstreit erschossen haben soll.
 Und in diesen Tagen zieht eine teilweise gewalttätige Protestwelle auch durch unser Land,                                       weil ein amerikanischer Polizist
einen schwarzen Amerikaner umgebracht hat …
 usw., usw. – diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen
Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das
Böse mit Gutem.
Für mich klingt das nur wie eine unrealistische moralische Dauerüberforderung, auch wenn ich weiß, dass genau das hier und da gelingt. Mancher von uns hat das vielleicht miterlebt im Herbst 1989
als der Ruf „Keine Gewalt“ durch Leipzig gehallt ist. Mancher erinnert sich in dem Zusammenhang vielleicht auch an den geradezu
fassungslosen Kommentar von Horst Sindermann: „Mit allem haben wir gerechnet, nur nicht mit Kerzen und Gebeten. Sie haben uns
wehrlos gemacht.“ In Leipzig 1989 habe ich als junger Mensch gelernt: Es geht.                                                                    Vielleicht nicht immer und wahrscheinlich nicht
überall, aber: es geht. Das Böse kann tatsächlich mit Gutem überwunden werden.
Jahre später ist mir beim Pilgerstart auf dem Südtiroler Jakobusweg
im Drautal an einem Umgebindehaus ein Vers aufgefallen, der mich
nachdenklich gemacht hat – gerade am Anfang der Pilgerreise. Da
war in den Umgebindebalken – auf den vier Seiten eines alten Bauernhauses eingeschnitzt:
„Gutes mit Gutem vergelten ist menschlich.
Böses mit Bösem vergelten ist viechisch.
Gutes mit Bösem vergelten ist teuflisch.
Böses mit Gutem vergelten ist göttlich.“
Und da wird für mich eine Steigerung hörbar – zunächst geht es
bergab – menschlich – viechisch – teuflisch – aber am Ende steht
dann doch in jedem Fall – das Göttliche.
Aber sofort steht die Frage im Raum, die uns ja wahrscheinlich alle
immer mal wieder umtreibt: Woher kommt das Böse? Und diese
Frage spitzt sich zu, wenn wir fragen, warum Gott soviel Böses –
soviel Leid – so viel Elend zulässt, wie wir es auch gerade in diesen
Tagen wieder erleben.
Kann denn Gott ein liebender Gott und ein gerechter Gott sein,
wenn er soviel Böses, unschuldiges Leiden und himmelschreiende
Ungerechtigkeit, ja teuflische Brutalität zulässt? Diese Frage, die
am Ende eben doch immer wieder ohne Antwort bleibt, hat Paulus
nicht beschäftigt. Für ihn hat das Böse überhaupt keine wirkliche
Daseinsberechtigung. Für ihn ist das Böse eben nicht die Andere
Seite der Medaille, auf der Gutes steht. Paulus denkt das Böse eben
nicht als den logischen dunklen Schatten, der zum Licht gehört,
nicht als die Prüfung, nicht als den Mangel an Gutem. Das Böse hat
für Paulus kein Recht in Gottes guter Schöpfung. Paulus beschäftigt
nicht die Frage: Woher kommt das Böse? Ihn beschäftigt vielmehr:
Wohin mit dem Bösen?
Und seine Empfehlung hat was, das muss ich zugeben: Paulus empfiehlt: Überlasst das einfach Gott.               Versucht gar nicht erst selbst,
Gerechtigkeit herzustellen. Wer wissen will, wohin das führt,
braucht doch nur in die Geschichte zu gucken oder z.B. nach Palästina, wo seit Jahrzehnten Jugendliche hin und her erschossen, aufgehängt oder sonstwie zu Tode gebracht werden – jeweils aus Rache – als Vergeltung.
Wenn die Rede von der Rache Gottes einen Sinn hat, dann den, uns
zu entlasten von dem Fluch, selbst Böses zu tun, um dem Bösen zu
widerstehen. Denn wer Böses mit Bösem vergilt, vermehrt das Böse. Und das wird zu seinem eigenen Verderben, da macht man sich
– wie der Reformator Calvin so schön formuliert – zu einem
„Soldaten des Teufels“.
Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht
gegenüber jedermann. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Paulus propagiert kein Gutmenschentum. Er weiß aber nur zu gut
um die zerstörerische und unaufhaltsame Kraft menschlicher Aggression, des Hasses und der Feindschaft.
Er verschließt keineswegs die Augen vor der Realität des Bösen in
der Welt. Es geht ihm nicht darum, aus sich einen besseren, anständigeren Menschen zu machen. Für ihn ist klar, dass auch wir
in unserem Alltag das Böse erleben und erleiden – oftmals wahrscheinlich auch tun.
Aber Paulus will uns ermutigen, neue Wege zu gehen. Ändert
euch, macht die Augen auf, erkennt, was Gott von uns will, nämlich das Gute. Es geht. Nicht immer und nicht überall, aber: es
geht. Versuch es ruhig selber. Tu es einfach.
Das haben wir schon erlebt, deswegen brauchen wir uns auch
nicht rauzusreden, so nach dem Motto: ich kann das nicht. Gott
sagt uns zu: Du kannst. Also tu es auch.
Amen.

Lied: 134 Komm, o komm du Geist des Lebens
(gesungen oder gesprochen)
1. Komm, o komm, du Geist des Lebens, wahrer Gott von Ewigkeit, deine Kraft sei nicht vergebens, sie erfüll uns jederzeit; so
wird Geist und Licht und Schein in dem dunklen Herzen sein.
2. Gib in unser Herz und Sinnen Weisheit, Rat, Verstand und
Zucht, dass wir anders nichts beginnen als nur, was dein Wille
sucht; dein Erkenntnis werde groß und mach uns von Irrtum
los.
3. Lass uns stets dein Zeugnis fühlen, dass wir Gottes Kinder sind,
die auf ihn alleine zielen, wenn sich Not und Drangsal find’t, denn
des Vaters liebe Rut ist uns allewege gut.
7. Herr, bewahr auch unsern Glauben, dass kein Teufel, Tod
noch Spott uns denselben möge rauben. Du bist unser Schutz
und Gott; sagt das Fleisch gleich immer Nein, lass dein Wort
gewisser sein.

Gebet:
Herr unser Gott, du weißt, was wir in unserem Leben mit uns herumtragen:
Du weißt um die Lasten der Kindheit, um die Kränkungen unseres
Lebens, die wir nicht vergessen können, um die Erinnerungen an
Verrat, Verlassenwerden und peinliche Situationen.
Herr, Du weißt, wie oft wir immer wieder unter den Folgen dieser
Erfahrungen leiden und wie oft uns diese Erinnerungen den Weg in
die Zukunft versperren.
Immer mal wieder stößt uns unsere Ohnmacht und unser Ausgeliefertsein bitter auf und wir können Vieles nicht vergessen
Darum bitten wir dich, mach uns fähig zu vergeben.
Herr unser Gott, genauso denken wir an das, was wir selbst versäumt
und falsch gemacht haben. Manches blockiert immer noch den Kontakt zu Menschen, die uns einmal nahe waren. Manches können wir
beim besten Willen nicht wieder gutmachen. Wir schämen uns, wenn
wir daran denken und bitten dich: Lass uns an unserer Schuld nicht
zerbrechen.
Es gibt so Vieles, Gott, was wir uns anders gewünscht hätten an anderen und an uns selber. Hilf, dass wir das ändern, was geändert werden muss und lass uns das geduldig ertragen, was wir nicht ändern
können und hilf uns dabei, dass eine vom anderen gut zu unterscheiden.
Du allmächtiger und barmherziger Gott kannst aus Schwachheit
Stärke machen.
Du kannst Böses in Gutes verwandeln. Darum bitten wir dich: Heile
auch uns.
Amen.

Vaterunser
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht
leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden. Amen

Lied: 622 Ich möchte Glauben haben (gesungen oder gesprochen)

1. Ich möchte Glauben haben, der über Zweifel siegt, der Antwort weiß auf Fragen und Halt im Leben gibt.
2. Ich möchte Hoffnung haben für mich und meine Welt, die
auch in dunklen Tagen die Zukunft offenhält.
3. Ich möchte Liebe haben, die mir die Freiheit gibt, zum andern
ja zu sagen, die vorbehaltlos liebt.
4. Herr, du kannst alles geben: dass Glauben in mir reift,
dass Hoffnung wächst zum Leben und Liebe mich ergreift.